Aktionsplan für den Wettenberger Wald

Markierung für eine Rückegasse

(Unseren dazugehörigen Antrag, den wir im September 2019 in die Gemeindevertretung einbringen, finden Sie hier.)

Mit mehr als 1.200 Hektar Gemeindewald zählt Wettenberg zu den waldreichsten Kreisgemeinden. Auch der Wettenberger Wald ist von den Schadensereignissen der letzten Jahre nicht verschont geblieben, seien es die Borkenkäferplage, die viele Fichten betroffen hat oder die extreme Hitze und Trockenheit, die allen Bäumen zu schaffen macht, insbesondere aber einzeln stehenden Bäumen, die auf Flächen verblieben sind, in denen durch die Holzernte große Lichtungen entstanden sind.

Wie können wir künftig den Wald besser schützen und sichern? Hierzu ist ein Umdenken und Umsteuern erforderlich, dessen Ausmaß dem der Krise nicht nachstehen darf: Die in Deutschland allgemein üblichen Bewirtschaftungsformen haben zu wenig Wert gelegt auf den Erhalt der natürlichen Vielfalt und zu viel Wert auf die Nutzung des Waldes als Holzlieferant. Naturnähere Wälder sind widerstandsfähiger. Sie ermöglichen eine größere Artenvielfalt, indem sie Raum bieten für viele Lebewesen wie Tiere und Pilze, die voneinander abhängig und aufeinander angewiesen sind. Gerade in Zeiten des Klimawandels benötigen wir widerstandsfähige, naturnahe Wälder. Dies wird auch der Nachhaltigkeit der Holznutzung zugutekommen.

Was können wir in Wettenberg tun? Die Wettenberger SPD-Fraktion schlägt das folgende Aktionsprogramm vor:

 

  • Waldschutzgebiet/Klimaschutzwald Krofdorfer Wald: In Hessen gibt es derzeit vier Waldschutzgebiete, dies sind der Kellerwald, der Wispertaunus, der Reinhardswald und der Naturwald Kühkopf-Knoblochsaue, mit einer Fläche von jeweils mehr als 1.000 Hektar. Waldschutzgebiete sind Wälder, die sich natürlich, also ohne menschliche Einwirkung, entwickeln dürfen. Das Land Hessen hat eine Ausweitung von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung von derzeit 3,8 Prozent auf 5 Prozent der hessischen Waldfläche vorgesehen, um seine Verpflichtungen im Rahmen der „Hessischen Strategie zur biologischen Vielfalt“ zu erfüllen. Der Krofdorfer Forst ist eines dieser möglichen Waldschutzgebiete, das von einer großen Zahl von Naturschutzverbänden (NABU, BUND, HGON, Greenpeace, WWF, Zoologische Gesellschaft Frankfurt) vorgeschlagen worden ist. Der NABU bezeichnet den Krofdorfer Wald als „wertvollen Lebensraum für Waldarten wie die Wildkatze. Hier gibt es durch besonders alte Eichen gutes Urwaldpotenzial, das dringend geschützt werden muss.“ Daher sieht der NABU Hessen den Krofdorfer Wald auch als einen von acht Klimaschutzwäldern, in denen die Natur den Vorrang erhalten und zeigen soll, welche Baumarten zukunftsfähig sind. Das Land Hessen verfügt im Krofdorfer Wald über 1.400 Hektar Staatswald. Die Gemeinde Wettenberg setzt sich dafür ein, dass das Land Hessen diesen Staatswaldanteil im nordwestlichen Teil des Krofdorfer Forsts einer natürlichen Entwicklung überlässt. Die Gemeinde Wettenberg würde dann ebenfalls einen geeigneten Teil des Wettenberger Waldes zum Naturwald umwidmen, um das Wildnisgebiet zu erweitern. Das könnte z.B. das Gebiet „Hasenhölle“ sein.

 

  • Waldbewirtschaftung: Die Gemeinde Wettenberg und ihre Revierförster haben im Wald seit jeher auch Naturschutzziele verfolgt, die über die waldbaulichen Mindestanforderungen hinaus gingen. Dennoch ist die Bewirtschaftung des Wettenberger Waldes zu überdenken. Dies betrifft u.a. die Einschlagsziele, die Art der Bewirtschaftung (Dauerwald statt Altersklassenwald) und den verstärkten Erhalt von Totholz im Wald. Ziel ist die Förderung der Artenvielfalt und die Stärkung der Widerstandskraft des Waldes. In diesem Zusammenhang ist auch zu prüfen, inwieweit auf die Neuanpflanzung von Bäumen zugunsten der Naturverjüngung bei entsprechend anzupassendem Wildbesatz verzichtet werden kann.

 

  • Bodenverdichtung: Die Verwendung von schwerem Gerät, das zu einer erheblichen Bodenverdichtung führt, soll reduziert und nach Möglichkeit aufgegeben werden. Der Einsatz von Rückepferden und anderer bodenschonender Ernteverfahren ist zu prüfen.

 

  • Wild und Hege: Gemeinsam mit den Jagdgenossenschaften, den Jagpächtern, der Gemeinde Wettenberg, HessenForst, der Rotwildhegegemeinschaft, Naturschutzverbänden sowie weiteren Beteiligten und Interessierten sind revierübergreifend die Strategien zur Bejagung und Hege zu überdenken. Mit den Jagdpächtern und anderen Beteiligten sind geeignete Ruhezonen für das Wild abzustimmen und gleichzeitig sicherzustellen, dass Wildschäden insbesondere in Pflanzzonen und Naturverjüngungsbereichen minimiert werden, wie dies u.a. auch die jüngste Fassung der „Richtlinie für die Hege und Bejagung des Schalenwilds in Hessen“ vorsieht.

 

  • Habitatbäume: Für Habitatbäume, also die besonders wichtigen, meist sehr alten Bäume im Wald, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbieten, werden „Bürger-Patenschaften“ eingerichtet (sog. „Methusalemprojekt“).

 

  • Natura Trail: Im Wettenberger Wald wird ein sogenannter „Natura Trail“ eingerichtet. Natura Trails sind eine Aktion der hessischen NaturFreunde. Auf diesen besonders reizvollen Wegen können Wanderer die Schönheit der heimischen Natur und ihre biologische Vielfalt in europäischen Schutzgebieten erleben und es können Erlebnistouren durchgeführt werden.

 

Die genannten Punkte sind als Diskussionsgrundlage zu verstehen, mit dem Ziel, den heimischen Wald zu stärken und zu erhalten. Die SPD Wettenberg ruft die anderen Parteien und alle am Wald Interessierten, Erholungssuchende, Förster und Waldarbeiter, HessenForst, Gemeinde, Landesregierung, Jäger und Umweltschutzverbände auf, konstruktiv an Schutz und Sicherung des Wettenberger Waldes mitzuwirken. Hierzu werden wir zeitnah auf alle Interessierten zukommen und freuen uns über eine konstruktive Zusammenarbeit. Mitteilungen und Anregungen bitte an info@nullspd-wettenberg.deoder facebook.com/spd-wettenberg.