Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „SPD on Tour“ hatte die Wettenberger SPD diesmal zu einer Wanderung durch den Wettenberger Wald eingeladen. Bei schönstem Wetter marschierten interessierte Bürger und Sozialdemokraten vom Erlental aus durch den Wißmarer Forst, unter kundiger Führung von Hans Karpenstein, der einen Rundkurs mit zehn Stationen herausgesucht hatte, um die Situation des Waldes zu beleuchten. Unter den Teilnehmern waren auch der heimische SPD-Landtagskandidat Frank-Tilo Becher und Forstamtsleiter Harald Voll, der die diversen Stationen fachkundig begleitete.
Der Wald ist nicht ohne Grund in den Fokus des Interesses gerückt: Muss er doch zum einen Hitze und Stürme aushalten, die die menschgemachte Erderwärmung ihm zumuten. Hierdurch kommt es verstärkt zu Windwurf, gerade in den Fichtenbeständen, und zu verstärktem Borkenkäferbefall. Die Teilnehmer konnten sich am (noch) lebenden Objekt ein Bild machen von der Arbeit der Schädlinge, von denen bei einem heißen Sommer wie in diesem Jahr bis zu drei Generationen die Bäume heimsuchen. Aktuell ist aufgrund des Rückzugs von Hessen-Forst die Holzvermarktung neu zu regeln. Schließlich ist die intensive Waldbewirtschaftung in den letzten Jahren aus Sicht des Naturschutzes in die Kritik geraten.
Die Wanderung führte zu wunderschönen Waldabschnitten, wie dem Biotop Reitzensteiner Steinbruch und zu alten, aus der Bewirtschaftung genommenen Buchenbeständen sowie uralten Eichen. Forstamtsleiter Voll erläuterte die Bewirtschaftungsalternativen. So kann man z.B. Fichtenbestände in exponierten Lagen durch Douglasien ersetzen oder den Wald sich selbst überlassen. Dann werden zunächst „Pionierarten“ wie Kiefern und Ebereschen nachwachsen und später Buchen ihren Platz einnehmen. Aus waldwirtschaftlicher Sicht keine optimale Nutzung, doch der Waldbesitzer – die Gemeinde Wettenberg – kann natürlich auch andere Aspekte, wie den Naturschutz, in den Vordergrund stellen.
Interessant war der direkte Vergleich eines jungen Mischwaldbestandes mit einem Douglasienforst. Douglasien, die ursprünglich aus Nordamerika stammen, vertragen höhere Temperaturen besser als heimische Holzarten, sind aber im Aufwuchs empfindlich, wie die Teilnehmer lernen konnten. Buchen vertragen grundsätzlich auch höhere Temperaturen, allerdings leidet der Wuchs erheblich und damit ihre holzwirtschaftliche Verwertbarkeit.
Reizthema bei der Waldbewirtschaftung ist immer auch der Harvestereinsatz. Hierbei handelt es sich um sogenannte „Vollernter“, schwere Geräte, die über fest definierte Rückegassen die zu schlagenden Bäume fällen, entasten und für den Abtransport ablegen. Die schweren Waldgeräte, die erst seit einigen Jahrzehnten in deutschen Wäldern im Einsatz sind, verdichten den Boden, wo sie fahren, wächst kaum noch etwas. Allerdings sind auch andere Erntemethoden nicht frei von Belastungen für den Wald, es sei denn, man wollte zurück zur Holzernte mit Pferden. Die Teilnehmer schauten sich Beispiele von Harvester-Fahrspuren an.
Am Rande der Begehung diskutierten die Teilnehmer über die Vereinbarkeit von Holzwirtschaft und Naturschutz. Dabei wurde auch der Gedanke geäußert, dass Deutschland als großer Holzverbraucher auch eine globale Verantwortung hat und sich nicht darauf beschränken darf, nur Holz zu verbrauchen und zu importieren, ohne gleichzeitig selbst Holz zu ernten. Andererseits ist Wald nicht nur – und nicht einmal vorrangig – Wirtschaftsgut, sondern auch – und vor allem – Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Klimastabilisator, Ort der Ruhe und Erholung.
Die Wettenberger SPD wird das Thema Waldbewirtschaftung weiter diskutieren und lädt alle Interessierten ein, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.