Pressespiegel: Giessener Anzeiger vom 20.02.2018
GIESSEN-KLEINLINDEN – (kg). „Diesmal müssen wir es schaffen, die schwarz-grüne Koalition abzulösen, die SPD zur stärksten Kraft zu machen und eine Koalition zu schmieden“, hieß es in der Einladung zur gemeinsamen Mitgliederversammlung der südlichen SPD-Ortsvereine Allendorf, Kleinlinden und Lützellinden mit Blick auf die hessische Landtagswahl im Herbst. Gekommen war dazu mit Frank-Tilo Becher ein „sehr interessanter Kandidat“, der für die heimischen Genossen ins Rennen gehen soll. Am 28. Februar soll er dazu offiziell gekürt werden.
Versammlungsleiter Stefan Prange, der zugleich SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Kleinlinden ist, forderte die anwesenden Parteimitglieder auf, „kritische Fragen“ zu stellen. Becher hat sich „dem Ausdauersport SPD“ angeschlossen, wie der amtierende evangelische Dekan scherzhaft anmerkte. Seine Aufgabe sieht er darin, der SPD dazu zu verhelfen, im Land wieder die Nummer eins zu werden. Die Programmdiskussion zur Landtagswahl werde allerdings zurzeit überlagert vom „verlängerten Karneval in Berlin“. Dabei verwies Becher auf „erdrutschartige Veränderungen“ bei den Stimmanteilen: „Die vergangenen Wochen sind für unsere Partei ein Desaster“, fand er deutliche Worte. Zugleich habe er, der Werte wie Fairness und Transparenz hochhält, das Gefühl, die Freundlichkeit gehe verloren. Trotz aller Fehler und Unzulänglichkeiten gebühre dem zurückgetretenen Parteichef Martin Schulz Dank. Vieles fehle zwar im Koalitionsvertrag, Fortschritte seien indes beim Arbeitnehmerschutz und in der Pflege zu erkennen. Aus seiner Sicht tragen alle Mitglieder im Wahlkampf „eine riesige Verantwortung“. In Hessen und Bayern bestehe die erste Möglichkeit, „unsere Partei in einer ganz schwierigen Situation neu voranzubringen“. Dafür müssten die sozialdemokratischen Themen und Positionen aber erkennbar, glaubwürdig und verlässlich daherkommen. In vielen Ortsvereinen seien viele selbstkritische Töne und Nachdenklichkeit zu vernehmen – aber auch „unglaublich viele Ideen, was angepackt werden muss“. Zu spüren sei sogar ein „Jetzt erst recht“. Von den Genossen erwartet Frank-Tilo Becher ein gemeinsames Handeln von Ortsvereinen, Jusos und Arbeitsgemeinschaften im Unterbezirk.
Lob hatte Becher dafür parat, wie in Gießen die Flüchtlingssituation bewältigt wurde. Das sei „gut gelungen“. Ein Genosse sorgte sich in diesem Zusammenhang um die „Verrohung in der Gesellschaft in Wort und Schrift“ und wollte von dem Kandidaten wissen, wie seiner Meinung nach mit der AfD umgegangen werden solle. Das Argument „In Kontakt treten und sich einmischen“ überzeugte ihn jedoch nicht ganz. Ein anderes Parteimitglied forderte, auf die Leute zuzugehen, „die mal SPD gewählt haben“, konkret wurden die Menschen in der Nordstadt genannt. Für die Menschen dort müsse Politik gemacht werden.
Das derzeitige Tief bei den Umfragen liege an den handelnden Personen, so die Meinung bei der Versammlung. Hinsichtlich der Abstimmung über die große Koalition in Berlin, die nur am Rande angesprochen wurde, gehen die Ortsvereine unterschiedliche Wege. Die Kleinlindener SPD trifft sich kommende Woche, die Genossen aus Lützellinden nehmen an der Regionalkonferenz in Aßlar teil und Allendorfs Vorstand bespricht sich im Laufe der Woche.