Die Kosten des von Günter Demnig am vergangenen Montag verlegten ersten Stolpersteins hatte die Freireligiöse Gemeinde Krofdorf-Gleiberg übernommen. Der Sprecher der Initiative Stolpersteine Dieter Bender hatte für eine weitere Patenschaft öffentlich geworben. Der Vorstand des SPD-Ortsverbands Wettenberg hat nach einer Mitteilung seines Vorsitzenden Hans-Peter Steckbauer entschieden, die Patenschaft für einen weiteren Stolperstein zu übernehmen.
Dies geschieht in der Überzeugung und auch der dankbaren Erinnerung, dass gerade auch Sozialdemokraten in ihrer 150-jährigen Geschichte seit 1863 zahlreichen Verfolgungen ausgesetzt waren. Erinnert sei u.a. an die sog. Sozialistengesetze. Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt hatte in seiner Gedenkansprache anlässlich der Stolpersteinverlegung auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 hingewiesen. An diesem Tag war in einer der letzten freien Reden der Reichstagsabgeordnete Otto Wels für die SPD auf die Folgen der Nazi-Diktatur eingegangen. Seine Rede endete mit den bekannten Worten: Freiheit und Leben könnt ihr uns nehmen, aber die Ehre nicht. Bis zum Herbst 1933 war jegliche organisierte politische Opposition zerschlagen. Mit dieser Übernahme der Patenschaft möchte die SPD aber auch auf die Verfolgung der Sozialdemokraten in unseren Dörfern Krofdorf-Gleiberg, Launsbach und Wißmar aufmerksam machen. Erinnert sei auch an den roten Gleiberg. Diejenigen, die den Nationalsozialisten oft zugleich auch als engagierte Gewerkschafter – aktiv Widerstand leisteten, verloren ihren Arbeitsplatz oder wurden in Haft genommen, seinerzeit in der Kreisstadt Wetzlar. Manche verließen unser Land und suchten Schutz im Ausland. Mit dieser Übernahme möchte man aber auch auf das Verbot der Arbeitervereine hinweisen, in denen zahlreiche Sozialdemokraten aktiv waren. Die Gesangvereine und Sportvereine wurden 1933 verboten. Sie konnten erst wieder nach 1945 ihre Tätigkeit aufnehmen.
Mitglieder der SPD Wettenberg werden sich auch weiterhin an der derzeitigen Aufarbeitung der örtlichen Geschichte zwischen 1933 1945 in den Dörfern Krofdorf-Gleiberg, Launsbach und Wißmar mit Gleichgesinnten aus anderen gesellschaftlichen Organisationen beteiligen.
Gerade auch im Hinblick auf die Aktivitäten von rechtsgerichteten Kräften im Norden des Landkreises Gießen. In seiner Ansprache zur Stolpersteinverlegung war Bürgermeister Thomas Brunner auf diese Ereignisse und die NSU-Morde eingegangen. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Sitzung der Gemeindevertretung Wettenberg am morgigen Donnerstag verwiesen, in der die Erklärung der Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlungen/Gemeindevertretungen zu diesem Thema verabschiedet werden soll.